Fortbildungskurs 2011

„Feste & Feiern“ 
Fortbildungskurs für Kulturmittler der deutschen Minderheiten 
vom 27. Juli  bis zum  7. August 2011


„Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Gasthaus.“ Das wusste schon der griechische Philosoph Demokrit zu berichten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Überall auf der Welt sind Feste und Feiern eine willkommene und notwendige Unterbrechung des Alltags. Vielleicht ist der Fortbildungskurs „Feste & Feiern“ deshalb so erfolgreich, denn 2011 gab es ein Jubiläum: bereits zum fünften Mal  wurde dieser kleine, aber feine Kurs - in Kooperation von interDaF und dem Goethe-Institut - in Leipzig durchgeführt.

16 Vertreter deutscher Minderheiten aus elf Ländern Osteuropas und Zentralasiens nahmen daran teil. Davon kamen drei Teilnehmer/innen aus  Usbekistan, zwei aus Polen,  zwei aus Tschechien, zwei aus Rumänien sowie je eine Teilnehmerin aus Russland, aus Slowenien, aus der Slowakei, aus Kirgisistan, aus Lettland, aus Litauen und aus  Kasachstan. 

Diese sogenannten „Kulturmittler“ engagieren sich in ihren Heimatländern für die Bewahrung und Wiederbelebung der deutschen Kultur. Unter  nicht einfachen Bedingung bemühen sie sich in Schulen, Jugendclubs und Begegnungszentren, junge Leute für die deutsche Sprache und Kultur zu begeistern. Deutsche Feste und Feiern habe dabei eine zentrale Bedeutung.   An dieser Stelle knüpft der Kurs „Feste & Feiern“ an.

Dabei geht es nicht darum zu erklären, welchen Ursprung deutsche Feste haben bzw. auf welche Weise man ein Fest „richtig“ feiert. Vielmehr möchte der Kurs neue Impulse für die Arbeit der Kulturmittler und differenziertere Einblicke in die „deutsche Festekultur“ geben, die regional doch sehr viele Unterschiede und Besonderheiten aufweist.

Im Vordergrund  standen hierbei Erkundungen und Projekte, die von den Teilnehmern in Kleingruppen selbstständig durchgeführt, ausgewertet und präsentiert wurden. 

Wie z.B. Leipziger Kultureinrichtungen arbeiten, wen sie erreichen wollen und mit welchen Projekten und Freizeitangeboten, konnten die Teilnehmer/innen bei ihren Besuchen in den vier soziokulturellen Begegnungszentren „Messemagistrale e.V.“, „Frauenkultur e.V.“ , „Villa e.V.“ und „Mühlstraße e.V.“ vor Ort erfahren.

Wie feiern Sie und Ihre Familie Weihnachten, Ostern, Hochzeit, Schulanfang, Herrentag etc.? Auf diese Fragen erhielten die Teilnehmer/innen in persönlichen Gesprächen mit Leipzigern oft sehr unterschiedliche Antworten. Das „speed-dating“ bot die optimale Plattform in kurzer Zeit mit vielen Privatpersonen, auch mit Kindern zu sprechen.

Selbst aktiv sein mussten die Teilnehmer auch in den vier Workshops.

Den spielerischen Einstieg in das Thema des Kurses bildete der Workshop  „Feste an Stationen“. Im  Theaterworkshop mit Joachim Bürkert von der Universität Heidelberg erlebten die Teilnehmerinnen, wie man mit Körpereinsatz und Rollenspielen Deutsch lernen kann, seine Phonetik verbessert und dabei viel Spaß hat. Mit dem Leipziger Liedermacher Werner Volkmar sangen die Teilnehmer/innen alte und neue deutsche Volkslieder und  im Tanzworkshop mit Sigrid Doberenz kam man  bei Volkstänzen für Kinder und Erwachsene ganz schön ins Schwitzen.

Die Möglichkeit des gegenseitigen beruflichen Austauschs der Teilnehmer/innen war sehr  wichtig. Dadurch lernten sie ihre eigene Situation besser verstehen, nämlich dass bei aller Verschiedenartigkeit ihrer Aufgaben als Kulturmittler und Multiplikatoren die Probleme bei der Arbeit für die deutsche Minderheit in den verschiedenen Ländern oft sehr ähnlich sind, und dass man erfreulicherweise mit seinen Problemen nicht allein dasteht.

Das kulturelle Rahmenprogramm ergänzte und bereicherte die Seminarinhalte mit dem Besuch des Sommertheaters „Nibelungen“, mit dem Kinoabend „Ein Sommersandtraum“, mit der die Teilnahme am Sommerfest bei interDaF, mit der Exkursion ins Erzgebirge und mit dem gemeinsamen Ländernachmittag.

Ein sonniger Tagesausflug mit dem Bus ins Erzgebirge machte die Teilnehmer/innen mit der Erzgebirgischen Volkskunst vertraut, ohne deren Pyramiden und Nussknacker das Weihnachtsfest nur halb so schön wäre. Pfarrer Harzer stellte die berühmte Seiffener Kirche vor und sprach über christliche Feste, die im Erzgebirge gefeiert werden. 

Selbst eine Buspanne konnte die gute Stimmung nicht erschüttern.

Höhepunkt und Abschluss des Kurses war der Ländernachmittag, zu dem alle Mitwirkenden und auch die Gastgeber eingeladen waren. Die Teilnehmer präsentierten ihre Heimatländer anhand von  Tänzen, Liedern, einem Theaterstück, kleinen Filmen und Diashows sowie landestypischen „kulinarischen Beiträgen“.

Sibylle Scholz (Kursleiterin)